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Bewerbungstrend Recruitainment: Was ist das denn schon wieder?

Bewerbungstrend Recruitainment Was ist das denn schon wieder Photo by Dhruva Reddy on Unsplash

Sich aktiv auf Jobsuche begeben und auf unterschiedliche Stellen bewerben, ist der eine Weg. Sich von Unternehmen finden und umwerben lassen, der andere. Wenn Sie zu den sogenannten High Potentials gehören – und beispielsweise ein besonders tiefgreifendes Know-How auf Ihrem Gebiet mitbringen – kann es durchaus passieren, dass Sie aktiv von Recruitern und Headhuntern kontaktiert und zu einem Gespräch eingeladen werden. Die Möglichkeiten des Recruitings nehmen stetig zu und kommen in teils amüsanten Ausprägungen daher. Eine davon ist das Recruitainment – eine Mischung aus Recruiting und Entertainment.

Warum ist Recruiting überhaupt so wichtig?

Die aktive Suche nach beruflichen Talenten – neudeutsch auch gern Recruiting genannt – hat in den letzten Jahren viel an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Unternehmen begnügen sich nicht mehr damit, eine Stelle auszuschreiben und darauf zu hoffen, dass sich der perfekte Bewerber meldet. Man möchte nichts dem Zufall überlassen und begibt sich selbst auf die Jagd nach den High Potentials (beziehungsweise lässt diese Aufgabe von externen Agenturen erledigen).

Die Gründe für die wachsende Bedeutung vom Recruiting sind vielfältig. Einer der wichtigsten kann mit dem altbekannten Sprichwort „Zeit ist Geld“ zusammengefasst werden. Die aktive Suche nach einem passenden Bewerber ist häufig sehr viel schneller von Erfolg gekrönt als das schier endlose Studieren von Bewerbungsunterlagen.

Ein weiterer Aspekt, der deutlich für das aktive Recruiting spricht, ist die höhere Erfolgsquote. Nicht selten stellt sich der Bewerber nach kurzer Zeit doch nicht als die beste Wahl heraus. Das Unternehmen ist dann nicht nur gezwungen, den Mitarbeiter wieder zu entlassen, sondern muss sich auch darum kümmern, einen neuen zu finden. Auch hier spielt wieder der Faktor Zeit eine ganz wesentliche Rolle.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Recruiting aus Sicht des Arbeitgebers weitaus gezielter und bedürfnisorientierter ist. Für Sie als potentiellen Mitarbeiter bedeutet es vor allem eins: Weniger Aufwand. Denn oftmals reicht es schon, einfach nur zu existieren (und gute Leistungen zu erbringen), um auf dem Radar eines Headhunters zu erscheinen.

Recruitainment – Die wohl spaßigste Form des Recruitings

Wie weiter oben bereits angeschnitten kommt das klassische Recruiting inzwischen in unzähligen Varianten daher. Nach wie vor sehr beliebt ist die Suche via Headhunter. Auch Social Media Recruiting ist vielen ein Begriff und vor allem in den Karriere-Netzwerken XING und LinkedIn an der Tagesordnung.

Weitaus weniger bekannt ist das sogenannte Recruitainment. Der Begriff setzt sich aus den Worten Recruiting und Entertainment zusammen und kann salopp formuliert als unterhaltsame Personalgewinnung beschrieben werden. Was sich dahinter im Detail verbirgt, ist den meisten schleierhaft. Wir wollen an dieser Stelle einmal versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Definition: Was ist Recruitainment?

Recruitainment ist die Talentsuche mit Spaß- und Unterhaltungsfaktor – sowohl für den Suchenden als auch den Gesuchten. Es geht in dieser „Teildisziplin“ des Recruitings nicht darum, Bewerber in klassischer Business-Manier zu kontaktieren, sondern sie auf einer völlig anderen Ebene abzuholen: der unterhaltsamen.

Ganz im Sinne des Entertainments gilt das Motto: Alles, nur nicht langweilig. Personaldienstmitarbeiter, die sich an Recrutainment herantasten, sollten auf jeden Fall ein hohes Maß an Kreativität mitbringen und auch den Mut haben, altbekannte Grenzen bewusst zu überschreiten. Damit die Recruitainment-Maßnahme am Ende vom Erfolg gekrönt wird, ist im Vorfeld ein hohes Maß an Planung und Vorbereitung notwendig.

Für Sie als potentiellen Mitarbeiter hält sich der Aufwand hingegen in Grenzen. Sie können sich auf eine spannende und unterhaltsame Begegnung mit verschiedenen Menschen freuen, aus der sich unter Umständen ein attraktives Jobangebot ergibt.

Zugegeben, diese Erklärung klingt ein bisschen wie „Recruitainment ist alles und nichts“. Damit Sie sich unter dem Buzzword etwas Konkretes vorstellen können, haben wir Ihnen hier ein paar Beispiele aus der Praxis zusammengestellt:

  • Bustouren in eine bestimmte Region, bei der sich potentielle Arbeitgeber vorstellen
  • Quiz-Veranstaltungen
  • Escape Games
  • Infotainment-Abende
  • Computerspiele, die als Form des Onboardings fungieren
  • besonders kreative Social Media-Videoformate, die das Unternehmen präsentiere
  • sportliche Events


Das übergeordnete Ziel der verschiedenen Recruitainment-Formate ist es stets, Arbeitgeber und (potentielle) Arbeitnehmer miteinander bekannt zu machen und herauszufinden, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll und fruchtbar wäre. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, das Recruitainment nicht zu belächeln, sondern als erfolgversprechende Form des Recruitings zu betrachten. Andernfalls können die unterschiedlichen Möglichkeiten der Talentsuche mit Spaßfaktor keine Erfolge mit sich bringen.

Recruitainment – Kurzweiliger Trend oder Maßnahmen mit Zukunft?

Dass Recruitainment ernsthafte Absichten hat, wird leider allzu oft außer Acht gelassen. Viele, die damit in Berührung kommen, verstehen die Maßnahmen als Experiment oder eigensinnige Laune des Unternehmens, können sich aber nicht vorstellen, dass dahinter wirklich die Motivation steckt, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Damit sich Recruitainment langfristig durchsetzen kann, ist es von größter Wichtigkeit, diese Form der Personalbeschaffung nicht länger zu belächeln, sondern ernstzunehmen. Das Potential ist durchaus vorhanden. Denn in einer Zeit, in der qualifizierte Nachwuchskräfte sehr gefragt sind und von verschiedenen Unternehmen umworben werden, ist es durchaus von Vorteil, aus der Masse herauszustechen und im Gedächtnis zu bleiben. Oder mit anderen Worten: Recruitainment bedeutet, bewusst gegen den Strom zu schwimmen und die eigene Komfortzone einmal verlassen.

Viele – vor allem junge – Arbeitnehmer werden diesen Mut durchaus zu schätzen wissen und schnell ein Interesse am möglichen Arbeitgeber entwickeln. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Vertreter der Generationen Y und Z mit großer Wahrscheinlichkeit empfänglicher für Recruitainment sind als ältere Arbeitnehmer.

Aus Bewerbersicht ist natürlich festzuhalten, dass Ihnen Recruitainment dabei behilflich ist, herauszufinden, wie ein potentieller Arbeitgeber tickt. Viele Young Professionals suchen gezielt nach Unternehmen, die Ihnen Freiräume lassen und gern auch mal neue Wege ausprobieren. Wenn Sie gleich zu Beginn über die unterhaltsame Talentsuche angesprochen werden, liegt die Vermutung nahe, dass Sie es mit einer aufgeschlossenen Firma zu tun haben.

Es bleibt spannend, zu beobachten, wie sich der Bereich Recruiting in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird. Mit zunehmendem Fachkräftemangel ist zu erwarten, dass das Thema weiterhin aktuell bleibt und stetig weiterentwickelt wird. Recruitainment ist zwar nur eine Möglichkeit von vielen, Arbeitgeber und -nehmer zusammenzuführen – dafür aber eine ganz besonders spannende.