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Phänomen Multijobber: Auf der Suche nach neuen Herausforderungen

Phaenomen Multijobber Auf der Suche nach neuen Herausforderungen

Menschen, die mehrere Jobs parallel ausüben, erwecken schnell den Eindruck, dies aus finanziellen Gründen zu tun. Dass sogenannte Multijobber inzwischen aber auch aus reinem Selbstinteresse mehrere Stellen annehmen und unter Umständen auch den Schritt in die nebenberufliche Selbstständigkeit wagen, ist für viele noch immer schwer vorstellbar. In der Tat ist das Phänomen Multijobbing noch weitestgehend unbekannt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass es sich in den kommenden Jahren weiter ausbreitet – immerhin bietet die Digitalisierung ideale Rahmenbedingungen für Multijobber.

Was ist ein Multijobber?

Wem der Begriff „Multijobber“ zu englisch ist, kann stattdessen auch „Mehrfachbeschäftigter“ sagen. Es handelt sich hierbei um eine Person, die mehr als einen Job ausübt. Multijobber haben entweder mehrere Angestellten-Jobsoder bauen sich neben der hauptberuflichen Tätigkeit noch eine Selbstständigkeit auf.

Die Gründe für die Mehrfachbeschäftigung sind sehr unterschiedlich. Noch immer setzen sich viele dieser Belastung aus, weil sie finanziell darauf angewiesen sind. Alleinerziehende Mütter, Studenten, Teilzeitkräfte – sie alle sind klassische Multijobber, die die zusätzlichen Jobs nutzen, um das Gehalt aufzubessern.

Darüber hinaus gibt es allerdings auch immer mehr Menschen, die keinesfalls aus Geldnot zum Multijobber werden. Für sie steht ein ganz anderer Beweggrund im Vordergrund: Die berufliche Selbstverwirklichung. Wenn der Hauptberuf nicht (mehr) erfüllend ist und in einem die Sehnsucht nach neuen Herausforderungen keimt, sind das die idealen Voraussetzungen für eine Karriere als Multijobber.

Die Beweggründe für Multijobber im Überblick:

  • (mehr) finanzielle Sicherheit
  • Ausgleich von saisonalen Schwankungen
  • Ausbruch aus monotonen Arbeitsabläufen und Routinen
  • Wunsch, sich fachlich weiterzuentwickeln
  • Interesse an völlig anderen Bereichen und Branchen
  • Wunsch nach mehreren Standbeinen
  • Vorbereitung auf eine berufliche Neuorientierung / einen Quereinstieg
  • Wunsch, den eigenen Horizont zu erweitern

 

Fakt ist

Die Zahl der Multijobber ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Inzwischen sind es laut Bundesagentur für Arbeit mehr als 3 Millionen in Deutschland (Stand: 2016). Während das die einen als Zeichen für zu geringe Löhne deuten, legen sich andere nicht fest. Die individuellen Motivationen der Multijobber wurden bisher noch nicht in einer Statistik festgehalten. Dass sich immer mehr aus persönlichen Interessen für mehr als einen Job entscheiden, ist auf jeden Fall nicht auszuschließen.
 


Nicht jeder hat das Zeug zum Multijobber

Man muss selbst kein Multijobber sein, um zu wissen, dass mehrere Jobs gleichzeitig schnell zur Belastung werden können. In der Tat kann ein solches Berufsleben schnell an die Substanz gehen und einiges von Ihnen abverlangen. Wenn Sie sich für diesen Karriereweg entscheiden (aus welchen Gründen auch immer), sollten Sie sich unbedingt immer vor Augen führen, dass es kein Spaziergang wird.

Als Multijobber sollten Sie diese Anforderungen erfüllen können:

  • hohe Belastbarkeit
  • gute Organisation
  • eigenständige Strukturierung des Tages
  • schnelle Auffassungsgabe
  • Offenheit (gegenüber neuen Aufgaben, neuen Menschen, neuen Arbeitsumfeldern etc.)
  • Fähigkeit, Aufgaben schnell zu priorisieren
  • Leidenschaft für die Dinge, die Sie tun

 

Organisation ist das A und O

Auch wenn jede der hier aufgelisteten Voraussetzungen unverzichtbar ist, soll eine nochmal etwas genauer beleuchtet werden: Das Organisationstalent. Mehrere Jobs parallel zu haben, bedeutet nämlich, dass Sie ziemlich viel koordinieren müssen und nie den Überblick verlieren dürfen.

Zeitpläne, Terminkalender, to do-Listen und Co. helfen dabei, den Arbeitsalltag als Multijobber zu managen. Welches System das richtige für Sie ist, finden Sie durch Ausprobieren heraus. Jeder Mehrfachbeschäftigte hat seine eigenen Methoden und perfektioniert diese im Laufe der Zeit mehr und mehr.

Wichtig: Trotz all der Aufgaben und Termine sollten Sie immer auch Zeit für Pausen und Privatleben einplanen. Das Dasein als Multijobber kann sehr erfüllend sein – aber eben auch belastend. Wer sich nicht regelmäßig Entspannungsphasen gönnt, gefährdet über Kurz oder Lang seine Gesundheit. Burnout ist nur eine Gefahr von vielen.

Absprachen mit dem Chef

Falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich beruflich durch mehrere Jobs zu verwirklichen, dürfen Sie eines nie vergessen: Eine umfassende Absprache mit dem Chef ist ein Muss. Dieser darf Ihnen zusätzliche Jobs zwar grundsätzlich nicht verbieten, doch ist es sein Recht, zu wissen, ob Sie weitere Arbeitgeber haben oder sich selbstständig machen.

Tipp

Lassen Sie sich die Genehmigung eines Zweitjobs auf jeden Fall schriftlich geben. Damit sind Sie immer auf der sicheren Seite.


Falls Sie durch die zusätzlichen Jobs zum Konkurrenten für Ihr Unternehmen werden oder Ihre Arbeit maßgeblich unter der zusätzlichen Belastung leidet, kann Ihr Chef die Nebenjobs verbieten. Wenn Sie dieses Verbot ignorieren, droht unter Umständen eine Kündigung.

Die Digitalisierung begünstigt die Mehrfachbeschäftigung

Wie weiter oben bereits erwähnt wurde, steigt die Zahl der Multijobber von Jahr zu Jahr an. Ein möglicher Grund hierfür ist die Digitalisierung, die das Ausüben mehrerer Jobs gleichzeitig erheblich vereinfacht hat. Denn in Zeiten des World Wide Web muss man für immer mehr Jobs nicht mal mehr das Haus verlassen.

Egal ob Freelancer, der sich ein kleines Online-Business aufgebaut hat und dieses parallel zum Hauptberuf laufen lässt oder Clickworker, der sich mit Micro-Jobs etwas dazuverdient – die Möglichkeiten für Multijobber sind in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Gründe hierfür sind beispielsweise die Entwicklung vieler neuer ortsunabhängiger Berufsbilder und zahllose Kommunikationsmöglichkeiten, die eine Präsenz im Unternehmen überflüssig machen.

An dieser Stelle muss jedoch auch deutlich darauf hingewiesen werden, dass nicht jedes Jobangebot im Internet hält, was es verspricht. Auf der Suche nach einem Nebenjob stößt jeder früher oder später auf dubiose Seiten, die verkünden, man könne mehrere tausend Euro im Monat verdienen, ohne einen Finger dafür krumm machen zu müssen. Solche Aussagen sind natürlich reine Lockmittel und eindeutige Anzeichen für unseriöse Jobangebote.

Wenn Sie auf der Suche nach seriösen Nebenjobs sind, können Sie beispielsweise über diese Möglichkeiten nachdenken:

  • Fotos aufnehmen und auf Stockfoto-Plattformen anbieten
  • Bloggen / Texte schreiben
  • Umfragen beantworten
  • kellnern
  • verkaufen
  • Stadtführungen anbieten
  • babysitten

 

Fazit: Multijobber sind weiter auf dem Vormarsch

Natürlich ist es nicht zu begrüßen, dass Menschen aus finanziellen Gründen mehrere Jobs parallel ausüben müssen und dadurch an ihre zeitlichen und gesundheitlichen Grenzen stoßen. Multijobbing darf allerdings nicht länger nur aus diesem Blickwinkel betrachtet werden. Für immer mehr Menschen ist es nämlich nicht bloß Mittel zum Zweck, sondern die Möglichkeit der beruflichen Entfaltung und Verwirklichung. Vielen Erwerbstätigen reicht ein Job allein aus inhaltlichen Gründen nicht aus – und nicht etwa, weil das Gehalt zu klein ist. Vor diesem Hintergrund bleibt es ausgesprochen spannend, zu beobachten, wie sich das Phänomen Multijobber in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird. Es ist gut möglich, dass es schon in absehbarer Zeit völlig normal sein wird, mehrere Jobs zu haben.